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289 - Kunstapéro - Der Traum vom Fliegen (27.8.2004 - 25.9.2004)

Mit
Sr. Maria Raphaela Bürgi – Viktor Hottinger – Andreas Jaeggi
Hanspeter Kamm – Liuba Kirova – Mario Masini
Regula Mathys – Veronika Raich – Rosemonde – Heiri Strub

Freitag, 27. August 2004, 17 – 21 Uhr
Folgende Künstler sind anwesend:
Andreas Jaeggi, Rosemonde, Heiri Strub

Samstag, 28. August 2004, 11 – 17 Uhr
Folgende Künstler sind anwesend:
Viktor Hottinger, Andreas Jaeggi, Hanspeter Kamm, Liuba Kirova, Mario Masini, Regula Mathys, Veronika Raich, Rosemonde

 

Ausstellung
Bis 25. September 2004

 

Der Traum vom Fliegen

Wer kennt ihn nicht – den uralten Traum der Menscheit – den Traum vom Fliegen.

Haben Sie nicht auch in der Kindheit diese Träume gehabt, ein Ikarus, ein Falke, ein Adler oder ein Schmetterling zu sein, der unbeschwert über Wiesen, Häuser und Dächer dahinschwebt. Wie schön waren diese Träume, alles aus der Ferne, aus einer sicheren, entrückten Distanz zu betrachten. Ein wenig fern von dieser Welt war man, weg von diesen irdischen Sorgen und Nöten, in einem Gefühl von unbeschreiblicher Schwerelosigkeit. Das Erwachen aus diesen Träumen in diesen Nächten war wie eine Rückkehr aus dem Paradies, um eine Erfahrung reicher fühlte man sich.

Die 10 Künstler, die alle ihre Arbeiten unter dieses Thema gestellt haben, geben Ihnen vielleicht Erinnerungen an diese Träume zurück und holen Sie ein wenig weg vom Alttag, lassen Sie ein wenig träumen vom vergessenen Glück.

Wenn dies gelingt, dann haben Sie und wir ein Stück Glück erlebt.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen viel Freude beim Betrachten dieser Ausstellung.

Christian R. Ragni
Galerist

 

Flugversuch, 2004
Aquarell auf Papier
43,5 x 50 cm

Sr. Maria Raphaela Bürgi

Mit 13 Jahren entsteht ihr erstes Ölbild. Als 16jährige tritt sie in die Kunstgewerbeschule Basel ein. Nach einem Jahr allerdings bricht die Jugendliche den Vorkurs enttäuscht ab.

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Sie beginnt eine Verkäuferinnen- und Kunstgewerbelehre in einem Handarbeitsatelier, besucht gleichzeitig an zwei Tagen pro Woche die Textilfachklasse der Kunstgewerbeschule Basel. Daneben lässt sie sich in zahlreichen Abendkursen an der AGS in Zeichnen und plastischem Gestalten ausbilden.

Nach ihrer doppelten Diplomierung erhält Elisabeth Bürgi eine Anstellung bei der Basler Behindertenwerkstatt «Webstube». Ihr soziales Engagement wird so auch in berufliche Bahnen gelenkt.

1946 tritt sie dem Orden der Schwestern von Ingenbohl bei und wird 1950 zur Schwester ordiniert. Bald nach Eintritt ins Kloster wird ihre künstlerische Neigung entdeckt und entschlossen weiter gefördert. Sr. Raphaela, so nun ihr Ordensname, erhält die Gelegenheit, sich an der Kunstgewerbeschule Basel zur Zeichenlehrerin ausbilden zu lassen.

Ab 1953 unterrichtet sie an der Mittelschule Theresianum, Ingenbohl. Daneben bekommt sie von der Ordensoberin schon bald regelmässig Aufträge zu sakral-künstlerischen Arbeiten. Mit der Zeit kann sie ihr Unterrichtspensum halbieren und sich vermehrt künstlerischen Tätigkeiten widmen. Ihre kunsthandwerklichen Techniken perfektioniert sie auf verschiedensten Gebieten, wie zum Beispiel in der Glasmalerei.

Ihre Bilder wollen ausdrücklich keine Abbilder der Natur sein. Es sind klar durchkomponierte Werke. Entstehende malerische Zufälligkeiten werden als «Zu-Fall» wahrgenommen und integriert. Zufälle resultieren aus inneren Impulsen. So entsteht eine Ganzheit aus bewusstem Gestalten, verbunden mit unbewussten Anteilen und Assoziationen.

 

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BeWegungen, 2004
Aquarell auf Papier
64 x 50 cm

Viktor Hottinger

Schon als 14jähriger hat er erste Landschaften gemalt. Nach einer Phase als kaufmännischer Angestellter, kann sich die schlummernde Berufung zum Kunstmaler allmählich entfalten: Von 1969 bis 1976 arbeitet er als Grafiker in einer kleinen Werbeagentur.

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Seit 1973 präsentiert Viktor Hottinger seine Arbeiten regelmässig im In- und Ausland. Von 1975 bis 1985 ist er an der Kunstmesse «ART Basel» vertreten. Bis heute hat er in über 170 Ausstellungen seine Bilder gezeigt. Seit 1984 malt und zeichnet er seine Tagebuchblätter, die mit Skizzen, bildhaften Wortspielereien und gestalterisch-assoziativen Gedankennotizen angefüllt sind. Die Sammlung ist inzwischen auf 6'600 Blätter im Format 30 x 40 cm angewachsen.

Seit 1987 arbeitet er vermehrt projektorientiert. Seine Aktionen finden auch in der Presse, in Radio und Fernsehen verstärkt Beachtung («LandArt»; 1987, «Kunststück-Mappe», 1989; Tagebuch «Mein tägliches Brot», 1994; «Stand-Bilder», 1994: «Wegweiser», 1998; «Zwölf Nächte im Wald», 1999; «Fall-Studien» (Lothar), 2000, «Gotthard-Unteralp 2050», 2000; «Morgentau», 2002).

Er malt überwiegend in Aquarell- und Acryl-Technik. In den Bildern dominiert die künstlerische Auseinandersetzung mit den Licht- und Farbwechseln, die im Laufe eines Tages den Charakter und die Ausstrahlung einer Landschaft tiefgreifend verändern können.

In einer ersten Phase muss mit dem Pinsel «etwas passieren». Der Kopf ist ausgeschaltet, etwas Spontanes geschieht. Die subjektiven Eindrücke und Erlebnisse werden unwillkürlich gespeichert. Dies leitet über in die zweite Phase, in die Bewusstseins- oder Reflexionsphase. Die Eindrücke und Erlebnisse ordnen und formen sich zu «ganzen» inneren Bilder. Damit beginnt die dritte, die kompositorische Phase, die sich im Malprozess – gleichsam im Dialog mit den gespeicherten inneren Bildern – vollzieht.

 

 

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Gemeinsam Abheben I, 2002
Öl auf Leinwand
56 x 70 cm

Andreas Jaeggi

Andreas Jaeggi ist in einer kulturell aktiven Umgebung aufgewachsen. Sein Vater war Buchhändler, Theaterkritiker und Herausgeber der Schweizerischen Theaterzeitung. Seine Mutter war malerisch tätig.

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Neben der musischen Ausbildung (Querflöte, Gehörbildung, Harmonielehre) erlangte er 1976 den Diplomabschluss an der Kunstgewerbeschule Basel in der Fachklasse für Graphik und Design.

Malen und Zeichnen stehen seit der frühesten Kindheit im Zentrum seiner Interessen, sind jedoch nie die einzigen Tätigkeiten gewesen. Wichtig ist ihm, sich in einer Sprache auszudrücken, dessen Vokabular und Grammatik ihm geläufig sind. Neue Ausdrucksformen zu erfinden ist für ihn keine Priorität.

Andreas Jaeggi hat sich neben der gesanglichen Berufsausübung konstant seinem malerischen Werk gewidmet. Vom Photorealismus herkommend und von PopArt beeinflusst hat er längere Zeit einen illustrativen Realismus verfolgt. Beeinflusst von seiner berufsbedingten Reiserei konzentrierte er sich mehrere Jahre auf das Thema «Stadtimpressionen».

Anschliessend durchlief er eine «Periode Bleue» in seinem Werk (Stillleben, Akt, weitere Stadtansichten). Neuerdings widmet er sich neben der Weiterführung der stadtimpressionistischen Thematik auch dem dreidimensionalen Ausdruck und skulpturalen Installationen im Raum.

 

 

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Ringelpiez und Anfassen, 1984
Draht, Blech, Ton
55 x 48 x 35 cm

Hanspeter Kamm

Nach ersten Jahren in Winterthur zog die Familie nach Glarus. In Zürich lernte Hanspeter Kamm Schaufensterdekorateur und arbeitete danach in Winterthur beim Konsumverein. Er bildete sich zum Grafiker und Karikaturisten weiter, arbeitete dann in verschiedenen Ateliers und Werbeagenturen, bevor er 1968 Art Director und Atelierleiter einer bedeutenden Werbeagentur in Stuttgart wurde.

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Drei Jahre später eröffnete er sein eigenes Atelier für Grafik-Design. Im Jahr 1978, nach der Trennung von seiner Frau, verliess er Deutschland, um im Zürcher Unterland als Hausmann, Erzieher seiner Kinder, Werber/Grafiker und Künstler zu wirken.

Aus der alltäglichen Auseinandersetzung mit seinen Kindern entstanden erste Objekte aus Modellierton mit humorvollen oder ironischen Themen. Seine Technik und sein Umgang mit neuen Werkstoffen  wurde  allmählich  immer  anspruchsvoller und experimentierfreudiger. Mit Draht und Blech erweiterte er seine Ausdrucksmöglichkeit. Mit dem sogenannten «Kamm-Zwirbel» begann er, den Kleinplastiken ihren Halt zu geben, Drahtverformungen und -verknotungen erlaubten extreme, ausladende Bewegungen und ergaben einen eigenwilligen und handwerklichen Reiz. Die modellierten Figuren verliessen immer mehr ihre feste Position und bevölkerten zusehends Flugobjekte und Vehikel aller Art. Immer noch heiter, aber mehrschichtiger und hintergründiger, wurde «Fortbewegung» zum dominierenden Thema. Durch die kontrastierenden Verzerrungen erhielten die Figuren ihren eigenartigen Ausdruck und durch die vorgetäuschte Richtigkeit der Kleidung, insbesondere des Faltenwurfs, erhielten sie ihre Dynamik.
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Voler, 2004
Öl auf Leinwand
150 x 200 cm

Liuba Kirova

1956-61 besuchte sie die Kunstgewerbeschule und dann bis 1967 die Kunstakade-mie von Sofia. Gleich anschliessend zog sie für 3 Jahre nach Paris, und bereits im darauf folgenden Jahr konnte sie dort ihre Werke in einer Einzelausstellung zeigen.

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In Mailand, wo sie die darauf folgenden sieben Jahre lebte, folgten wiederum mehrere Ausstellungen, und 1972 erhielt sie den Torchietto-Preis.

Ende der 1970er Jahre entdeckte sie die Lithografie als Technik. Wegen ihrer Liebe zum Stein und den unglaublichen Möglichkeiten, welche diese Drucktechnik mit sich bringt, wuchs dieses Handwerk zu einer ihrer grossen Leidenschaften.

In den Jahren 1991-1993 wurde sie von den Veranstaltern des «Concours Hippique» in Saignelegier beauftragt, Plakate für diesen Anlass zu entwerfen. Ihre Zeichnungen, Aquarelle und Grafiken dafür dienten als Grundlage für die ganze Werbung, und wurden zu begehrten Sammelobjekten für Kunstfreunde. Ausstellungen in Museen und Galerien in ganz Europa und den USA sowie die Realisierung eines grossen Freskos im internationalen Kongresspalast von Yokohama/Japan machten sie international noch bekannter.

Ihre Bilder sind voller Vitalität und Lebensfreude, sie bewegen sich zwischen Realismus und Impressionismus. Das künstlerisches Werk zeigt die ihr eigene Urkraft, ihren Humor, ihre Menschlichkeit und Weiblichkeit.

 

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La Mesure, 1986
Mischtechnik
28 x 28 cm

Mario Masini

Seit 1972 gestaltet er regelmässig Ausstellungen. Für Projekte, so sagt er, tauge seine Arbeitsweise nicht, weil diese viel zu gemächlich und unsystematisch sei. Seit rund 10 Jahren ist er einen Tag in der Woche als Kunstlehrer an einem Gymnasium bei Montreux tätig.

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In seinem Atelier sieht alles alt und gebraucht aus. Skuriles und Amüsantes findet sich nebst Morbidem und Düsterem. Mario Masini spricht selber von einem «journal intime» oder auch von einem persönlichen Museum, in welchem seine Erinnerungen aufbewahrt werden. Doch es ist mehr; es zeigt sich die Welt des Künstlers. Bemerkenswert ist, dass der Übergang von bloss gesammelten Erinnerungsstücken zu bearbeiteten Plastiken ganz fliessend ist. Die Plastiken sind  mit malerischen Elementen ergänzt, und umgekehrt finden sich in den Bildern oft plastische Elemente. Auch Bücher und Zeitungen werden in den Werken gestalterisch verwendet – sowohl plastisch als auch kalligrafisch.

Mario Masini geht es v.a. um die Darstellung innerer Erlebniswelten, von Gefühlen, Erinnerungen, bleibenden Eindrücken und prägenden Gedanken. Bestimmend geworden ist dabei auch die Auseinandersetzung mit der Psychoanalyse, mit der «Domestizierung des Tieres», wie sich Mario Masini ausdrückt.

In der Verwendung von Techniken und Materialien ist Mario Masini ausserordentlich vielfältig. Kohle, Asche, Sand, Kreide, Tinte, Acryl, Öl werden mit Relief-, Collage- und Kalligrafietechniken komplex kombiniert. Räumlich-sphärische Gestaltungsprinzipien werden mit strengen geometrischen Formen in der Ebene und raffinierten Farbkompositionen zusammengebracht.

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Windhauch, 2004
Mischtechnik auf Leinwand
100 x 100 cm

Regula Mathys

Nach dem Lehrerseminar belegte sie Malkurse und den Vorkurs an der Schule für Gestaltung in Zürich. Beeindruckend für sie war eine Kunstreise nach Mittel- und Südamerika. Danach begann sie ein Psychologiestudium an den Universitäten von Basel und Bern. Das Nebenfach Kunstgeschichte vermochte sie jedoch mehr und nachhaltiger zu faszinieren.

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Die Künstlerin malt, unabhängig von den jeweiligen Motiven, zwei Arten von Bildern: Bei den einen ist sie hochkonzentriert, malt nach einer Idee und einer vorgegebenen Grundkonstruktion, setzt jeden Strich kühl und exakt, in einem ganz bestimmten, präzisen Rhythmus. Diese Dominanz in der Bildkomposition schöpft Künstlerin aus der Liebe zu Ordnung und Disziplin; besonders schön ist sie in ihren kalligraphischen Bildern zu sehen.

Beim anderen Typus lässt die Künstlerin mehr Intuition und  Empfindung zu,  geht  auch einmal einem spontanen Einfall nach, sieht das entstehende Werk insgesamt «organischer», lebendiger, weniger streng und formal. Gleich bleibt dabei ihre Maltechnik und der Vorgang beim Bildaufbau: Noch bevor Regula Mathys das zu malende Bild zu Papier oder Leinwand bringt, hat sie es in der Konzeption gedanklich bereits festgelegt. Farbschichten werden übereinandergelegt, überdeckt und wieder weggekritzelt. Es gilt also, ein Gedankenprojekt möglichst genau malerisch umzusetzen.

 

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Schwerelos, 2003
Mischtechnik auf Holz
53 x 28 cm

Veronika Raich

Veronika Raich setzt sich in ihrer Arbeit mit dem Menschsein in dieser Welt auseinander. Die oft kalligrafische Bildsprache weist dem Betrachter den Weg: in den Bildern der Künstlerin sind Geschichten von vielschichtiger Maltechnik zu entdecken und freizulegen.

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Diese oftmals ornamenthafte Zeichensprache entsteht in handwerklicher Arbeit. Veronika Raich kniet auf den Bilder, ritzt ein, meisselt, übermalt und trägt Farbschichten ab. Die Umsetzung des Erlebten in Bildern entsteht dabei in ganz unterschiedlichen Entstehungsprozessen - manchmal harmonisch und vereint mit Werk und Gefühlswelt, oft impulsiv, kraftvoll und orkanartig ringend, dann wieder sanft und versöhnlich.

Sie ringt im kreativen Prozess mit sich selber, konfrontativ wie meditativ, um aus ihrem aktuellen Leben heraus immer wieder von Neuem eine Ganzheit zu erschaffen.

Die Bildtafeln Veronika Raichs stellen gedanklich-körperliche Aufarbeitungen von wichtigen, vielleicht prägenden Lebensstationen dar.

 

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L'Envie de Voler, 2004
Peinture gravée
76 x 105 cm

Rosemonde

Aufgewachsen ist Rosemonde inmitten von Sammlerstücken aus aller Welt in einem an Kunst und Ethnologie interessierten elterlichen Umfeld. Sie besuchte die École des Beaux Arts, die sie 1967 mit Auszeichnung abschloss.

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Die fragile junge Frau konzentrierte sich auf den Kupferstich, eine Technik, die ihrem Sinn für präzise Handschrift und feinfühlige Arbeit entspricht. Zu ihrer Wahl befragt, meint sie: «C‘est la technique la plus franche, celle qui pardonne le moins».

1968/69 arbeitete Rosemonde in Grossbritannien an Grafiken. Dort wurde sie von bunten, halb abgerissenen Plakaten im tristen Grau der Londoner Mauern dazu inspiriert, eine eigene Technik zu entwickeln: Sie zerriss und zerschnitt eigene Bilder, bearbeitete sie weiter und fügte sie zu neuen zusammen. Sie arbeitete mit alten Zahnbürsten und Pflanzenfarben und nahm als Bildträger eine mit Leim und Gips beschichtete Holzplatte.

Die Künstlerin reiste ab 1972 oft in ferne Länder, wo sie Kulturen kennenlernte, die ihr künstlerischen Schaffen bis heute prägen. Obwohl auch die Mysterien Ladakhs oder Pakistans, die osmanische Grab-Ornamentik oder die Seidenstrasse sie faszinieren, fand sie in Afrika das Herz und die Seele ihrer kreativen Inspiration.

Rosemonde modelliert zuerst den Bilduntergrund. Leim und Gips auf Holz färbt sie ein und ritzt darin die Basiskomposition ein. Schicht für Schicht bearbeitet sie ihn weiter, bemalt, bezeichnet, beklebt, schmirgelt ab, kratzt ein und erhöht mit der Feder weiter. Wie vom Wind geschaffene Sanddünen und gebirgige Erhebungen entstehen so auf den vorwiegend in Blau-, Rot- und Brauntönen gehaltenen Bildern.

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Himmel retour, 2004
Ö auf Stofftafel
70 x 50 cm

Heiri Strub

Geboren und aufgewachsen ist Heiri Strub in Riehen, dem damaligen Handwerker- und Bauerndorf. Über Basel und Berlin landete er vor drei Jahrzenten in Allschwil.

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Seit 63 Jahren – respektive 69 Jahren – ist er mit Lotti Anrold, der Mitdenkerin-Mitleiderin-Mitfreuerin, verheirtatet. Sie und ihre Tochter Olga, erfolgreiche Schauspielerin, sind die unmittelbarsten kritischen Experten von Strubs vielseitigen künstlerischen Arbeiten.

Der ungenaue Ausdruck «Kunst» passt ihm nicht. Er versteht sich als Handwerker. Als ausgebildeter Typograf und Grafiker zeichnet er, lithografiert, radiert, stichelt er Holzstiche und schneidet in Linol, er modelliert und malt Larven, und malt Bilder in Aquarell und Öl... er schreibt Texte und Essays über Kulturpolitik und Kunstgeschichte.

Geheiminsvolltuende Bilder, die langer Interpretationen bedürfen, liegen ihm nicht. Er liebt den direkten Bildausdruck im gesellschaftlichen Engagement. Unser heutiges Leben, beherrscht von Geld und Gewalt, braucht kritische Denkanstösse. Davon zeugen seine vielen Buchillustrationen und Kinderbücher, seine Plakate und seine Bilder. Seine Fasnachtsbilder und Larven sind ein Beitrag zu jener Kultur, die tief im Volk verwurzelt ist.

Jene Mächtigen, die nach dem Weltmeistertitel im Geldanhäufen streben, über Leichen und Existenzen gehen, mag er nicht. Umgekehrt: sie ihn auch nicht – was er ein Leben lang zu spüren bekam.

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